Im Dezember 2019 kündigte die Europäische Union ehrgeizige Pläne an, der erste klimaneutrale Kontinent zu werden und den European Green Deal umzusetzen. Neben Maßnahmen in den Bereichen Mobilität und Landwirtschaft ist auch die Industrie gefordert, sich dieser Herausforderung zu stellen. Ein Schwerpunkt ist das Ins Rollen bringen der Industrie hin zu einer sauberen und nachhaltigen Wirtschaft, die sich auf die effiziente Nutzung und Wiederverwendung von Rohstoffen konzentriert.
Darüber hinaus wird das Bestreben bekundet, die Luft-, Wasser- und Bodenverschmutzung zu reduzieren. Dazu wird unter anderem eine Überarbeitung des Chemikalienrechts vorgeschlagen. Die kürzlich veröffentlichte Beschränkungsempfehlung für PFAS (Per- und Polyfluoralkylsubstanzen) ist ein gutes Beispiel dafür, wie die Europäische Union die Industrie bei der Suche nach sichereren Alternativtechnologien vorantreiben kann. Die Einbettung der Regenerierung und Nachhaltigkeit in den täglichen Betrieb, die Produktionsprozesse und die Produktpalette ist auch in der Beschichtungsindustrie ein Muss.
Pulverlacke sind bereits eine sehr nachhaltige Oberflächentechnologie mit einem geringeren ökologischen Fußabdruck als Flüssiglacke. Das bedeutet jedoch nicht, dass es keinen Raum für Verbesserungen gibt.
Nachhaltigkeit in unseren Prozessen
In diesem Zusammenhang haben wir verschiedene Punkte hinsichtlich Energieeinsparung und Nachhaltigkeit genauer unter die Lupe genommen.
Wenn wir uns beispielsweise unsere verwendeten Rohstoffe ansehen, werden diese von petrochemischen Derivaten dominiert. Bindemittel, Additive, schwarzes „Ruß“ Pigment sowie TiO2 (Weißpigment), usw., sind bekannt dafür, in ihrer Herstellung erhebliche Auswirkungen auf die Umwelt zu haben.
Mehrere Lieferanten und Hersteller sind sich dessen inzwischen bewusst und verlagern ihren Fokus auf nachhaltige Alternativen. Wir prüfen, inwieweit wir diese Technologien verwenden können. Das Angebot an solchen biobasierten und recycelten Rohstoffen ist derzeit noch begrenzt, aber wir sehen Potenzial. In einigen Fällen wird eine noch bessere Beschichtungsleistung erzielt. Der Grad der Nachhaltigkeit des erzielten Produkts oder Prozesses wird mithilfe eines Öko-Fußabdruck-Tools berechnet und bewertet, wodurch wir zielgerichteter gestalten können.
Aus dem Beschichtungsmarkt gibt es derzeit keine Pull-Strategie für die Umsetzung von Umweltvorgaben und die Einarbeitung solcher Rezyklate oder nachwachsender Rohstoffe in unsere Produkte, was uns aber nicht davon abhält, die Einführung eigenständig zu realisieren, denn es gibt z.B. Zielvorgaben in der Kunststoff- und Verpackungsindustrie.
Für unsere Fertigungsprozesse steht uns ein Energieberater zur Seite, der auf Basis eines Energiescans konkrete und quantifizierte Maßnahmen vorgeschlagen hat, die wir aktuell umsetzen. Neben klassischen Eingriffen wie LEDing, Wärmemanagement und Isolierung überwachen wir nun auch den Energieverbrauch einzelner Maschinen und haben einen besseren Einblick in energieintensive Prozesse. Diese werden nun intelligenter gesteuert und beispielsweise schneller in den Stand-by-Modus versetzt. Auch im Hinblick auf die Abfallwirtschaft werden Maßnahmen ergriffen.
Es gibt neue Verfahren, um Abfall zu minimieren und zu recyceln. In der Pulverlackanwendung ist die ultrafeine Fraktion (< 5 µm) unerwünscht und wird daher entfernt. Während diese früher als Abfall entsorgt wurde, versuchen wir derzeit, sie so weit wie möglich zu verwerten.
Für unsere Abwassersbehandlung wurde eine neue Aufbereitungsanlage installiert, die wirksamer und auch energieeffizienter betrieben wird. Außerdem werden dadurch unsere Emissionswerte gesenkt, worauf die flämische Regierung viel Wert legt.
Energiesparende Technologien
Seit über zehn Jahren steht Energieeinsparung im Mittelpunkt unserer Produktpalette, womit wir in Europa die Vorreiterrolle für zertifizierte Outdoor-Beschichtungen einnahmen. Bereits 2010 gewann unsere PE40 (AG-KOTE), eine universell anwendbare Niedrigtemperatur-Beschichtung, den Innovationspreis Surface. Mittlerweile ist PE40 eines von vielen Produkten unseres „Low Bake“ Portfolios, das es unseren Kunden ermöglicht, während des Aushärteprozesses Energie zu sparen. Die Verfahren erfreuen sich starker Beliebtheit und werden weiter ausgeweitet, um der hohen Nachfrage gerecht zu werden.
Allerdings läßt dies nicht jede Anwendung zu. Längst wurden auch Produkte wie die EF26 DOD (Pulver-in-Pulver) Grundierung eingeführt, bei dem der Decklack direkt auf die Primer-Pulverschicht aufgetragen und nur ein Einbrennvorgang benötigt wird. Neben der realisierbaren Energieeinsparung ergibt sich immer auch ein Produktivitätsgewinn.
Die aufwändige Verwendung einer Grundierung ist für viele ein Hindernis, sowohl finanziell als auch technisch. Hier bietet der Heavy Duty-Polyester HD-KOTE eine Lösung, die sofort eine erhöhte Korrosionsbeständigkeit in einer einschichtigen Anwendung bietet, die oft bereits die gestellten Anforderungen erfüllt.
Generell ist der hohe Korrosionsschutz eines dünnen Überzuges einer der Kerngedanken der Pulverbeschichtung. Eigentlich sollte dieser im aktuellen Trend, zusammen mit der ökologisch vorteilhaften Lösemittelfreiheit, zu einer Ausdehnung der Verwendung führen. Stattdessen bleibt dies jedoch häufig unberücksichtigt, wodurch der Anteil der Pulverlackverwendung im gesamten Markt vergleichsweise gering bleibt. Insofern ist es von großer Wichtigkeit, die Nachhaltigkeit und die Möglichkeiten der Low-Bake-Pulverlacke weiter bekannt zu machen um deren Anwendung auszuweiten.